Hallo,
ich habe hier den Wanderführer der GTA, Norden, vor mir liegen.
Was ich mir von einem guten Wanderführer wünsche:
- Zwei Bücher im doppelpack kaufen,
A) eines mit kulturellen, geologischen und historischen Aufsätzen und Information. Dieses Buch kann ich dann zuhause lesen und mich auf die Wanderung vorbereiten. Das darf dann auch gerne ausführlich sein. Ich persönlich fände ja auch ein kleines Büchlein mit der zur erwartenden Flora spannend, also ein miniatur Pflanzenführer, aber das bin nur ich.
Das Vorbereitungsbüchlein darf gerne ausführlich sein und kann viel wiegen, es wäre egal.
B) der reine Wanderführer, das Buch welches ich mit in den Berg nehme und wonach ich laufe.
Der Sinn und Zweck eines Wanderführers in Buchform besteht darin, relevante Kartenausschnitte und Routenbeschreibungen zu liefern, wonach man sich, zusammen mit den Markierungen des Weges im Terrain, orientieren kann.
Dafür würde ich bei den Kartenausschnitten Höhenlinien erwarten, der ganz normale topographische Standard. Auch sollten Berghütten und Refugien eingezeichnet sein.
Sinn und Zweck eines Wanderführers in Buchform ist es, dass man eben nicht riesige seperate Karten mitschleppen muss, von denen man ja immer nur einen Ausschnitt braucht. Ein Wanderführer liefert diese Ausschnitte und beschreibt die Routen in Worten.
Dies ist leider bei diesem Wanderführer nicht der Fall, die Karten sind stark vereinfacht und ich traue mich nicht mit diesen Ausschnitten als einziges Kartenmaterial in den Berg. Damit fällt für mich auch der Sinn dieses Buches weg.
Markierungen im Terrain können verschwinden, verrutschen oder sonst wie durch Wetter, Tiere oder Menschen verändert werden. Routenbeschreibungen in Worten sind super, danach wandere ich am Liebsten, aber natürlich können Wege bei Unwetter abrutschen, abgeschwemmt werden oder sonst irgendwie verändert werden.
Nur zusammen mit den relevanten, gut gemachten Karten kann man sich dann orientieren.
Besonders in den italienischen Alpen würde ich nicht ausschliesslich auf Markierungen oder sichtbare, nicht überwachsene Pfade vertrauen, das Kartenwerk ist wichtig.
Bei dem Wanderführer, den ich mit in den Berg nehme spielt Gewicht eine grosse Rolle. Jeder Wanderer hat am eigenen Körper erfahren, dass das Gewicht eines Rucksackes unglaublich wichtig ist und man stark begrenzen muss, was man mit sich herum trägt. Wenn man los läuft mit x litern Wasser und Verpflegung für x Tage pluss zelt/schlafsack/wollpulli/regenzeug/ etc… dann ergibt das zusammen immer mehr Gewicht als man glaubt. Und jedes Gramm zählt und spätestens nach 2 Tagen geht man durch sein Gepäck und reduziert die überflüssige Unterhose, schneidet die Zahbürste zur Hälfte durch, braucht dann eben doch keine Gesichtscreme mehr.
Das dürfte jedem Wanderer bekannt sein.
das mir vorliegende Buch wiegt 356g und beinnehaltet massenweise Hintergrundinformationen, die ich allesamt nicht bereit bin, zu schleppen. Ich finde sie interessant, ich lese das gerne. Aber ich will dieses ganze Papier nicht durch die Alpen tragen.
Da hat sich jemand nicht entscheiden können, was dieses Buch einmal werden soll. Für einen reinen Wanderführer gibt es zuviel Papier und zu miese Karten. Für ein Buch für Hintergrundwissen gibt es zuviele Routenbeschreibungen und praktische Information.
Ich würde dem Rotpunktverlag ganz stark empfehlen, diese beiden Sachen zu trennen und zwei seperateBüchlein im Doppelpack zu verkaufen. Eines liest man zuhause vor der Wanderung, eines nimmt man mit auf die Wanderung.
- Ich wünsche mir von einem Wanderführer für Berge, dass es für jede Etappe eine schematische Darstellung der zu überwindenden Höhenmeter gibt, in welche auch Berghütten und Refugien eingezeichnet sind. Beim Wandern im Berg sind es die Höhenmeter, welche wichtig sind, nicht die Abstände in kilometern.
Eine schematische Darstellung erleichtert die Planung ungemein. Man weiss ungefähr wie man mit der Etappe klar kommt mit seiner ureigenen Verfassung, weiss wie lange man ungefähr brauchen wird und kann die Etappe mithilfe der eingezeichneten Refugien individuell auf sich anpassen. Auch kann man das Risiko bei Gewitterwarnung besser abwägen wenn man weiss, dass man auf halber Strecke ein Refugium fände, sollte man es brauchen. Wetter verändert sich in den Bergen unglaublich schnell, es ist mir oft passiert, dass es auch ohne Gewitterwarnung plötzlich zuzog und ich spontan meine Etappe habe ändern müssen.
Im französischen Topoguide ist diese schematische Darstellung Standard und meiner Erfahrung nach äusserst praktisch.
In diesem Wanderführer gibt es das nicht.
Die GTA ist ein Langstreckenwanderweg. Man kommt durch eine riesige Menge lokaler Karten, und sollte man diese alle seperat mitschleppen so beschreitet man den Anfang der Wanderung mit einem halben Rucksack bestehend aus Papier, und erst gegen Ende hat man genug Karten weggeschmissen. Dies ist nicht praktikabel. Gerade für Langstrecken ist ein guter Wanderführer mit relevanten Kartenausschnitten super wichtig.
Denn ich habe es wirklich noch nie erlebt, dass ich lokale Wanderkarten auch lokal kaufen kann. Es liegt in der Natur des Wanderns, dass man sich in kleinen Dörfern und Siedlungen bewegt, auf Asphalt mag keiner laufen. Meistens kommt man durch Siedlungen wo im Winter vielleicht 3 Menschen aus der vorherigen Generation fest wohnen und es nur im Sommer mehr Menschen hat. Es ist ein riesiges Glück überhaupt Verpflegung kaufen zu können. Aber in diesen kleinen Läden habe ich noch nie lokale Wanderkarten gefunden. Übrigens auch nicht in grösseren Siedlungen, Kartenmaterial muss man dabei haben sonst ist man verloren.
Deswegen gibt es das Konzept des Wanderführers in Buchform, wo relevante Kartenausschnitte entlang der Route mitgeliefert werden. So braucht man keine riesigen Faltkarten, wo man vielleicht nur eigentlich ein Eckchen von überquert.
Ein Wanderführer, der mir kein sinnvolles Kartenmaterial liefert, und zwar mit Höhenlinien und dem ganzen standard einer topopgraphischen Karte, mit dem gehe ich nicht in den Berg.
Das mir vorliegende Buch ist kein echter Wanderführer. Man hat sich nicht entscheiden können was dieses Buch werden sollte. Das ist schade, denn es gibt für diese Route eigentlich (meines Wissens nach) keinen anderen.
Da ich persönlich eigentlich nicht vorhabe verloren zu gehen und Survival-training im Berg zu machen und unnötiges Extragewicht zur körperlichen Ertüchtigung durch die Alpen zu tragen, werde wohl von dieser Route Abstand nehmen, wenn ich nicht noch einen besseren Wanderführer finde.
Der in meinen Augen am besten gemachte Wanderführer ist der französische topoguide, und die Möglichkeit mit einem solchen wandern zu können, lässt mich andere Langstreckenpfade ins Auge fassen.
Vielleicht wenn man das überflüssige Papier aus diesem Buch rausschneidet, bzw selber das relevante zusammenkopiert und mit selbstausgeschnittenem Kartenmaterial und GPS irgendwann dann doch noch die GTA, aber für diesmal ist mir das zuviel Aufwand.
Mit freundlichem Gruss.